Die Obstproduzenten vom Westkap Südafrikas und die bäuerlichen Gemeinden stehen aufgrund der lähmenden Trockenheit unter enormem sozio-ökonomischem Druck, berichtet HORTRGRO, der Verband der Kern- und Steinobstproduzenten. HORTGRO ist besorgt über die unbegründeten und unverantwortlichen Aussagen einiger Politiker und uninformierter Nutzer sozialer Netzwerke über die Wassernutzung in der Landwirtschaft. Landwirtschaft im Allgemeinen, insbesondere im Obstbau, hat hinsichtlich der effizienten Nutzung von Wasser und neuer Technologien zum Wassersparen große Fortschritte gemacht.
HORTGROs Manager für Handel und Märkte, Jacques du Preez, führte aus, dass die laufende Saison eine echte Herausforderung sei. „Die erwartete Ernte ist nicht rosig, da es einige Einbrüche hinsichtlich der Erntemengen geben wird. Das setzt den Export und den lokalen Markt unter Druck. Die jüngsten Ernteerwartungen für mittlere und späte Pflaumen, späte Nektarinen, Äpfel und Birnen sind niedriger als im vergangenen Jahr. Die Zahlen zeigen nicht die ganze Geschichte. Wir befinden uns mitten in einem Dürrezyklus. Wenn wir das volle Potential der Industrie einkalkulieren, sinken die erwarteten Erntemengen in einigen Fällen um 25 Prozent.“
Die frühen Steinfrüchte profitierten von sporadischen Regenfällen im Oktober und November. Daher erging es einigen Produzenten besser als anfangs erwartet. Dieser Vorteil gehört inzwischen aber bereits wieder der Vergangenheit an. Die wahren Herausforderungen hinsichtlich der Verfügbarkeit von Wasser und hinsichtlich der Fruchtentwicklung wird im südafrikanischen Sommer und Herbst erwartet, wenn die größten Fruchtmengen erntereif sind.
Wie du Preez berichtet, sind die meisten ländlichen Gebiete des Westkaps abhängig von der landwirtschaftlichen Industrie. Die Beschneidung der Wasserversorgung der Farmer könnte daher auf die Provinzen verheerende Einflüsse haben. Er weist darauf hin, dass mehr als 308.000 Arbeiter und ihre Angehörigen auf den Farmen der Obstindustrie arbeiten. Und damit sind noch nicht diejenigen berücksichtigt, die andere Tätigkeiten entlang der Lieferkette übernehmen. Am meisten betroffen wären die etwa 22.000 Saisonarbeiter.
Einige Farmer haben gemischte Betriebe. Neben ihren dauerhaft angelegten Obstkulturen züchten sie einjähriges Gemüse. Aufgrund der reduzierten Wassermenge haben diese Farmer in der aktuellen Saison keine einjährigen Kulturen angelegt, um Wasser für die anderen Kulturen zu sparen. Auch das hatte einen negativen Einfluss auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und auf das Einkommen der Produzenten. Unterbeschäftigung verstärkt die Urbanisierung, wodurch weiterer Druck auf die städtischen Ressourcen entsteht, sagt du Preez.
Der Einfluss der Dürre unterscheidet sich von Region zu Region, zum Teil sogar innerhalb unmittelbarer Nachbarschaften, deutlich. Es ist schwer ein einheitliches Bild der Fruchtindustrie zu skizzieren. „Einige Produzenten haben die Infrastruktur und die Kapazität, gute Strategien zum Umgang mit der Dürre zu entwickeln. Aber anderen – insbesondere diejenigen, die von der nationalen Wasserversorgung abhängig sind – stehen unter enormem Druck.“
Abgesehen von der Trockenheit ist die Obstindustrie in dieser Saison gebeutelt von anderen extremen Wetterphänomenen, wie Hagel, Sturm und starker Sonnenbrand. Aufgrund der extremen Dürre fällt die Blüte schwächer aus, und die Blüten sind von schwächerer Qualität und haben eine kürzere Lebensdauer. Eine solche Trockenheit hat massiven Einfluss auch auf spätere Jahre. Obstplantagen sind ein teures Investment. Es dauert fünf Jahre, bis eine Obstplantage Früchte trägt. Wenn Bäume einen Dürrezyklus überleben, dann dauert es drei Jahre, bis sie sich davon vollständig erholt haben.
Die Produzenten am Westkap sind sich bereits Jahrzehnten darüber im Klaren, dass Wasser eine knappe Ressource ist und haben innovative Produktionsstrategien entwickelt, um damit verantwortungsvoll umzugehen. Zum Beispiel nutzen die Farmer auf das Gewissenhafteste die FruitLook-Technologie, die das Amt für Landwirtschaft im Westkap entwickelt hat. Durch FruitLook und die Nutzung von Satellitendaten können die Farmer präzise erkennen, wann Bäume bewässert werden müssen.
Die Folgen der Dürre sind nicht nur finanziell, sondern auch psychologisch, angesichts der unbegründeten Kommentare, die seitens der Medien veröffentlicht werden, sagt du Preez. Die Gesetzgebung der Regierung bietet den Obstproduzenten keinen Schutz vor der Dürre. Die Land Bank ermöglicht zwar Kredite, aber die Verwaltung und der Prozess zur Antragsstellung sind komplex und zeitaufwändig. Interessengruppen arbeiten zusammen, um in bestimmten Regionen humanitäre Hilfe zu ermöglichen.
Die Strategien der Obstproduzenten zum Umgang mit der Dürre sind:
- Ältere Plantagen roden. Eine Apfelplantage zu ersetzen, kostet 250.000 Rand pro Hektar. Ist die Plantage durch Netze geschützt, kann der Betrag schnell auch bei 500.000 Rand pro Hektar liegen. Plantagen, die gerodet werden um Wasser zu sparen haben einen großen finanziellen Einfluss auf die Farmen.
- Die Nutzung von Netzen. Angesichts der Kosten von 250.000 Rand pro Hektar ist das keine Option, die kurzfristig flächendeckend umgesetzt werden kann. Forschungen zeigen aber, dass damit langfristig bis zu 25 Prozent Wasser gespart werden können.
- Tröpfchenbewässerung reduziert die Verdunstung und kann somit Wasser sparen. Aber nicht alle Böden sind dafür geeignet, und das Wurzelwerk in älteren Obstplantagen tut sich anfangs schwer, mit der schwachen Bewässerung zurecht zu kommen. Dies kann die Ernte negativ beeinflussen.
- Früchte von den Bäumen nehmen.
- Die Obstproduzenten kontrollieren ihren Wasserverbrauch wöchentlich und passen ihre Strategien an. Ertragreiche Obstplantagen bekommen mehr Wasser als durchschnittliche Plantagen; ertragsarme Plantagen werden gerodet. Wenn die Verordnungen hinsichtlich des Wassers noch strikter werden, bedeutet das langfristig auch eine Unterversorgung der ertragreichen Plantagen.
- Anwendung von Feuchtigkeitsmessern und Bewässerungsplänen, die auf strengen Grundlagen erstellt werden.
- Nutzung von FruitLook, um Überwässerung sofort zu erkennen.
- Löcher in den Plantagen ausheben, um die Wurzeltiefe zu erkennen und die Bewässerung genau darauf abzustimmen.
HORTGRO hat im August am Westkap und im September am Ostkap Seminare zum Umgang mit der Dürre organisiert, zu denen etwa 400 Teilnehmer kamen. Hier wurden Strategien zum Wassersparen mit den Produzenten diskutiert.
Für weitere Informationen, kontaktieren Sie gerne in Südafrika Jacques du Preez (jacques@hortgro.co.za) oder als PR-Vertretung von HORTGRO in Deutschland die Agentur ROOS.
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